LYRIC

Sonntags in der kleinen Stadt, sonntags in der kleinen Stadt.

1. Wenn die Spinne Langeweile
Fä den spinnt und ohne Eile
Giftig-grau die Wand hochkriecht,
Wenns blank und frisch gebadet riecht,
Dann bringt mich keiner auf die Straß e,
Und aus Angst und Ä rger lasse
Ich mein rotes Barthaar stehn,
Und lass den Tag vorü bergehn,
Hock am Fenster, lese meine
Zeitung, decke Bein mit Beine,
Seh, hö are und rieche nebenbei
Das ganze Sonntagseinerlei.
Tada-da-da-dam…

2. Da treten sie zum Kirchgang an,
Familienleittiere voran,
Hü tchen, Schü hchen, Tä schchen passend,
Ihre Mä nner unterfassend,
Die sie heimlich vorwä rts schieben,
Weil die gern zu Hause blieben.
Und dann kommen sie zurü ck
Mit dem gleichen bö sen Blick,
Hü tchen, Schü hchen, Tä schchen passend,
Ihre Mä nner unterfassend,
Die sie heimlich heimwä rts ziehn,
Daß sie nicht in Kneipen fliehn.
Tada-da-da-dam…

3. Wenn die Bratendü fte wehn,
Jungfraun den Kaplan umstehn,
Der so nette Witzchen macht,
Und wenn es dann so harmlos lacht,
Wenn auf allen Fensterbä nken
Pudding dampft und aus den Schenken
Schallt das Lied vom Wiesengrund
Und daß am Bach ein Birklein stund,
Alle Glocken lä uten mit,
Die ganze Stadt kriegt Appetit,
Das ist dann genau die Zeit,
Da frier ich vor Gemü tlichkeit.
Tada-da-da-dam…

4. Da hockt die ganze Stadt und mampft,
Daß Bratenschweiß aus Fenstern dampft.
Durch die fette Stille dringen
Gaumenschnalzen, Schü sselklingen,
Messer, die auf Knochen stoß en,
Und das Blubbern dicker Soß en.
Hat nicht irgendwas geschrien?
Jetzt nicht aus dem Fenster sehn,
Wo auf Hausvorgä rtenmauern
Ausgefranste Krä hen lauern.
Was nur da geschrien hat?
Ich werd so entsetzlich satt.
Tada-da-da-dam…
5. Wenn Zigarrenwolken schweben,
Aufgeblä hte Nü stern beben,
Aus Musiktruhn Donauwellen
Plä tschern, ü ber Mä gen quellen,
Dann hat die Luft sich angestaut,
Die ganze Stadt hockt und verdaut.
Woher kam der laute Knall?
Brach ein Flugzeug durch den Schall?
Oder ob mitm Mal die Stadt
Ihr Bä uerchen gelassen hat?
Die Luft riecht süß und sä uerlich.
Ich glaube, ich erbreche mich.
Tada-da-da-dam…

6. Dann gehts zu den Schlachtfeldstä tten,
Um I'm Geiste mitzutreten,
Mitzuschieß en, mitzustechen,
Sich fü are wochentags zu rä chen,
Um I'm Chor Worte zu rö hren,
Die beim Gottesdienst nur stö ren.
Schinkenspeckgesichter lachen
Treuherzig, weil Knochen krachen
Werden. Ich verstopf die Ohren
Meiner Kinder. Traumverloren
Hocken auf den Stadtparkbä nken
Greise, die an Sedan denken.
Tada-da-da-dam…

7. Und dann die Spaziergangstunde,
Durch die Stadt, zweimal die Runde.
Hü te ziehen, spä rlich nicken,
Wenn ein Chef kommt, tiefer bü cken.
Achtung, daß die Sahneballen
Dann nicht in den Rinnstein rollen.
Kinder baumeln, ziehen Hä nde,
Man hat ihnen bunte, fremde
Fliegen – Beine ausgefetzt –
Sorgsam an den Hals gesetzt,
Daß sie die Kinder beiß en solln,
Wenn sie zum Bahndamm fliehen wolln.
Tada-da-da-dam…

8. Wenn zur Ruh die Glocken lä uten,
Kneipen nur ihr Licht vergeuden,
Dann wirds in Couchecken beschaulich.
Das ist dann die Zeit, da trau ich
Mich hinaus, um nachzusehen,
Ob die Sterne richtig stehen.
Abendstille ü berall. Bloß
Manchmal Lachen wie ein Windstoß
ü ber ein Mattscheibenspäß chen.
Jeder schlü rft noch rasch ein Glä schen
Und stö hnt ü ber seinen Bauch
Und unsern kranken Nachbarn auch.
Tada-da-da-dam…

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